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Das Geheimnis der Rauhnächte

Last updated on 20. Dezember 2021

In den Rauhnächten, heißt es – die Tore zum Geisterreich stehen offen und Geister und Dämonen sollen sich umtreiben (Bild: CC0 Creative Commons, pixabay.com)

Die zwölf Nächte rund um Weihnachten und den Jahreswechsel werden seit Jahrtausenden in Europa mit großem Brauchtum gefeiert. Die Rauhnächte, auch Rauchnächte, Glöckelnächte, Innernächte oder Unternächte genannt, markieren die Zeit zwischen dem 24. Dezember und dem 6. Jänner und gehören zu den wohl mystischsten Zeiten im Jahreskreis.  Rund um die Rauhnächte haben sich in Europa seit Jahrtausenden viele Mythen, Traditionen und Geschichten gebildet, die bis heute rund um Weihnachten zelebriert werden.

Der Ursprung der Rauhnächte

Der Brauch der Rauhnächte habe seinen Ursprung in der Zeitrechnung nach einem Mondjahr, genauer in dem Unterschied zwischen Sonnenjahr und Mondjahr. [1] Ein Jahr aus zwölf Mondmonaten umfasst nämlich nur 354 Tage. Um mit dem Sonnenjahr in Übereinstimmung zu bleiben, werden die auf die 365 Tage des Sonnenjahres fehlenden zwölf Nächte als „tote Tage“ eingeschoben.

Von solchen Tagen wird in Mythologien oft verbreitet, dass die Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt seien und daher die Grenzen zu anderen Welten sich öffnen würden. 

In vielen Überlieferungen unterschiedlichster Zeiten wird berichtet, dass die Zeit in diesen Tagen stillstehen würde. So heißt es, dass Schicksalsfäden neu gewoben werden könnten und wir als Menschen die Möglichkeit hätten, positiv in das neue Jahr einzuwirken. [2]

Herkunft des Wortes

Die Herkunft des Wortes ist bis heute noch umstritten. Ein Ansatz ist, das Wort gehe auf das mittelhochdeutsche Wort rûch ‚haarig‘ zurück [3], das heute in dieser Bedeutung noch in der Kürschnerei (Herstellung von Pelzwaren) als „Rauhware“ oder „Rauchware“ in Verwendung ist. Es würde sich dabei auf „mit Fell bekleidete Dämonen beziehen, die in diesen Nächten ihr Unwesen treiben, oder aber vielleicht auf Rituale rund um das Nutzvieh.” [4]

Räucherwerk (Bild: 174698583 (© Moving Moment – stock.adobe.com))

Eine andere Theorie besagt, dass das Wort sich auf das Räuchern z.B. mit Weihrauch beziehen würde, da in der Zeit zwischen den Jahren immer schon verschiedene Kräuter verräuchert wurden [5]. Die Menschen bezweckten durch das Ausräuchern, die Umgebung zu reinigen, Böses und Unangenehmes abwenden zu können, sowie positive Energie ins Heim zu leiten. 

Bräuche und Rituale um die Rauhnächte

Neben dem Räuchern von Häusern und Ställen führten die Menschen in den Rauhnächten auch viele andere Rituale durch, die sich oft bis in die heutige Zeit gehalten haben.  

Die meisten Rituale wurden nicht schriftlich, sondern über die Jahrhunderte mündlich überliefert. In alten Schriftstücken tauchte die Erwähnung der Rauchnächte erstmals im 16. Jahrhundert auf.

Am Weihnachtsabend sollen laut Überlieferungen Geisterwesen eine überaus starke Macht haben, was auch der Grund für das Läuten der Kirchenglocken zur Mitternachtsmesse ist. Man nennt es auch Schreckensgeläut. [6]

Zur Mitte der Zwölfnächte, nämlich zu Silvester, heißt es im Brauchtum, dass die Wilde Jagd aufbrechen solle. In dieser Zeit stehe das Geisterreich offen und die Seelen der Verstorbenen sowie die Geister haben Ausgang. Dämonen können Umzüge veranstalten oder mit der Wilden Jagd durch die Lande ziehen.

Diese Vorstellung spiegelt sich in den Perchtenläufen des Alpenraums wider. Indem man selbst in die angsteinflößenden Verkleidungen schlüpfte wollte man die Geister vertreiben. Eine besondere Form ist der Glöcklerlauf im Salzkammergut, bei dem sogenannte Schönperchten – gute Lichtgeister – dem Spuk der Wilden Jagd ein Ende bereiten sollen. Traditionell in der letzten Rauhnacht am 5. Januar. Das „Glöckler“ leitet sich vom mittelhochdeutschen „klocken“ (klopfen) ab und bezieht sich auf den Einkehrbrauch, bei dem von Tür zu Tür gegangen und geklopft wird.

Schönpercht – Frau Percht (Bild: CC0 Creative Commons, pixabay.com)

Auch der Brauch, zu Silvester mittels Böller und Feuerwerk Lärm zu erzeugen, sollte die Unholde fernhalten. 

Die Rauhnächte sollen auch gut geeignet dafür sein, in die Zukunft zu schauen und Orakel zu befragen. Dieses Ritual führt sich heute noch, wenn auch weniger ernsthaft, im geselligen Bleigießen fort. Auch Träumen während einer Rauhnacht werden eine große Bedeutung zugeschrieben. Sie sollen Auskunft über Geschehnisse in den ersten Monaten des neuen Jahres geben.

Den zwölf Rauhnächten wurde außerdem als Bauernregel auch zugeschrieben, dass sie über das Wetter der zwölf Monate des neuen Jahres Auskunft gäben. [8]

Viele nutzen diese Zeit, in der die Dimensionen vermehrt geöffnet sein sollen, aber auch zur Meditation, zum Fasten und in sich zu gehen. 

In der modernen Mystik und Esoterik gibt es immer mehr Ansätze, wie man durch bestimmte Rituale auf das kommende Jahr einwirken kann. Beispielweise kann eine Kerze für spezielle Herausforderungen im kommenden Jahr angezündet werden, da der Rauch einen besonderen Effekt hat. Auch gibt es einzelne Themen wie Loslassen, Freundschaft, Bereinigung, für die einzelne Rauhnächte stellvertretend stehen. [9]

Weitere Literatur zu dem Thema [10]

•       Hanns Bächtold-Stäubli (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1927–1942 (Nachdruck Berlin 2000)

•       Sigrid Früh: Rauhnächte. Märchen, Brauchtum, Aberglaube. Verlag Stendel, Waiblingen 1998, ISBN 978-3-926789-24-2

•       Herbert Kleist: Volksglaube und Volksbrauch während der Zwölften im ostdeutschen Landschaftsraum. Greifswald 1938

•       Peter Kremer: Draculas Vettern. Auf den Spuren des Vampirglaubens in Deutschland. Düren 2006

•       Reinhardt Stiehle: Das Rätsel der Rauhnächte. Chiron Verlag, Tübingen 2011, ISBN 978-3-89997-206-1


[1] Vgl. Helmut Groschwitz: Mondzeiten: Zu Genese und Praxis moderner Mondkalender (= Regensburger Schriften zur Volkskunde / Vergleichenden Kulturwissenschaft; Band=18), Münster, New York, München, Berlin 2008, Kapitel: Der Mond in Kalendern seit dem Spätmittelalter

[2] Vgl z.B. https://silkekitzmann.de/rauhnaechte , zuletzt aufgerufen am 22.12.2018

[3] Vgl. Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden. 3. Aufl. Mannheim 1999, sub Raunächte.

[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Rauhnacht, zuletzt aufgerufen am 22.12.2018

[5] Vgl. Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, bearb. von Elmar Seebold. 25. Aufl. Berlin 2011, sub Rauchnächte

[6] Vgl. https://www.viversum.at/online-magazin/rauhnaechte, zuletzt aufgerufen am 22.12.2018

[7] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Rauhnacht, zuletzt aufgerufen am 22.12.2018

[8] Hellmut Rosenfeld: ‚Bauernprakik‘. In: Burghart Wachinger u. a. (Hrsg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2., völlig neubearbeitete Auflage, Band 1: ‚A solis ortus cardine‘ – Colmarer Dominikanerchronist. De Gruyter, Berlin/ New York 1978, ISBN 3-11-007264-5, Sp. 640–642

[9] Vgl. https://silkekitzmann.de/rauhnaechte/, https://www.viversum.at/online-magazin/rauhnaechte,  http://ayurveda-leben.at/de/rauhnaechte-weihnachten-dreikoenig-ayurveda-resort-sonnhof-tirol/, https://www.praxis-mezias.com/geschichten-und-berichte/die-magie-der-rauhnaechte/

[10] Nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Rauhnacht, zuletzt aufgerufen am 22.12.2018

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