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Hongkong und Sun Yatsens revolutionäres Denken

Last updated on 16. September 2021

Sun Yatsen war der Vater der Demokratie in China. Er akzeptierte zwar westliches Wissen, blieb im Herzen dennoch ein Chinese.

Hongkong ist eine besondere Stadt und war zumindest bis zu der Ratifizierung des „Nationalen Sicherheitsgesetzes“ das wichtigste Finanzzentrum und der bedeutendste Verkehrsknotenpunkt in Asien. Wie es in Zukunft aussehen wird, wird sich zeigen. Doch nur wenige Menschen wissen, dass Hongkong der Ort war, der den Gründervater der Republik China, Sun Yatsen, inspirierte.

Der Gründervater der Republik China

Zur Jahrhundertwende war die Qing-Dynastie schon sehr geschwächt. Bemühungen, die Dynastie sowohl im Inneren als auch nach außen zu stärken, dauerten schon Jahrzehnte an. Westliche Ideen wurden den Chinesen zugänglich. Studenten, die im Ausland eine Zeit lang gelebt hatten, kehrten nach China zurück und wollten ihre Heimat stärken – der Unterschied zwischen dem starken Ausland und der schwachen Heimat weckte bei vielen ein Gefühl des Nationalismus.

Zwar führten die Herrschenden der Qing mehrere Reformen durch, im Versuch, die Moderne einziehen zu lassen, doch waren die Bemühungen in den Augen der Revolutionäre nicht genug. 1911 wurde die Qing-Dynastie schließlich gestürzt, die Republik China war geboren. Auf dem Festland wurde zwar 1949 die Volksrepublik ausgerufen, allerdings dauert die Republik China nur auf Taiwan bis heute an und ist zu einer Demokratie aufgeblüht.

Die Schlüsselfigur dieser Revolution im Jahr 1911 war Sun Zhongshan (1866-1925), der allgemein als Sun Yatsen bekannt ist. Er wurde in dem Jahr Präsident der provisorischen Regierung. Nach dem Tod des ersten eigentlichen Präsidenten (Yuan Shikai, 1859-1916) begann die Warlord-Ära (1916-1928). Währenddessen etablierten sich die Nationalisten (Kuomintang, die Vorläuferorganisation wurde 1913, die eigentliche Kuomintang 1921 von Sun Yatsen gegründet) unter Chiang Kai-shek und die Kommunistische Partei wurde ebenfalls 1921 von Mao Zedong gegründet. Auf die Warlord-Ära folgte die goldene „Nanjing Dekade“ unter der Herrschaft der Kuomintang, die trotz eines kleinen Aufschwungs die japanischen Aggressionen nicht zurückdrängen konnte. Sun, Chiang und Mao hatten ein Bündnis zum Kampf gegen die Japaner gegründet, das allerdings wieder zerbrach, sodass China gleichzeitig innere wie äußere Konflikte austrug. Der chinesisch-japanische Krieg dauerte von 1937-1945 und von 1945-1949 folgte der Bürgerkrieg zwischen der Kuomintang und den Kommunisten mit der Ausrufung der Volksrepublik und der Flucht der Nationalisten nach Taiwan.

Sun Yatsen ist nicht nur wegen seiner Rolle bei der Revolution 1911 bekannt (tatsächlich war er zum Zeitpunkt dieses „fast zufälligen“ Ausbruchs – ein Munitionslager war explodiert und die Revolutionäre nutzten die Chance – im Ausland). Als Berufsrevolutionär hinterließ er das Konzept der Drei Volksprinzipien (Sanminzhuyi) – Volksgemeinschaft, Volksrechte und Volkswohlfahrt. Zwar entwickelte er ein „ökonomisches und soziales Entwicklungsprogramm“ (Th. Klein, Geschichte Chinas, 2009: 80), dennoch hatten die Drei Volksprinzipien das Ziel, China international gleichberechtigt zu sehen, gleichzeitig aber nicht die spezifischen Besonderheiten dieser Nation zu verlieren. Sun vertrat die Ansicht „ohne den Nationalismus sei China wie ein Haufen loser Sand (yi pian san sha)“, da die Chinesen traditionell eher auf ihre Familie anstatt auf den Staat konzentriert waren. „Ein Nationalbewusstsein müsse somit erst geschaffen werden. Zu diesem Zweck wollte Sun Yatsen die moralischen Werte des Konfuzianismus wie Gemeinschaftsbezogenheit, kindliche Pietät und Loyalität wiederbeleben.“ (ebd.)

Und Hongkong?

Sun Yatsen kam aus dem gemeinen Volk und hatte im Gegensatz zu anderen Revolutionären auch nicht die konfuzianische Erziehung genossen. Einige Familienmitglieder waren in die USA emigriert, um vom Goldrausch zu profitieren. 1879 folgte Sun Yatsen nach Hawaii und begann sich für das Christentum zu interessieren. Daraufhin wurde er nach China zurückgeschickt, ging allerdings nach Hongkong (damals britische Kronkolonie) und ließ sich dort taufen.

Sun Yatsen machte 1884 seinen Abschluss an der Government Central School in Hongkong. Danach studierte er Medizin am Guangzhou Boji-Krankenhaus bei dem christlichen Missionar John G. Kerr und schloss sein Studium mit ausgezeichneter Leistung ab.

Eine Bambusstange und ein Lotterielos

Man erzählt sich, dass Sun Yatsen in Hongkong oft durch die Straßen lief. Des Öfteren traf er auf eine Gruppe chinesischer Arbeiter (Kulis). Er plauderte mit ihnen und erfuhr so mehr über ihr Leben. Einmal hörte er die Geschichte eines Arbeiters.

Dieser Arbeiter arbeitete jeden Tag hart und es fiel ihm nicht leicht, die fünf Dollar zu verdienen, die er brauchte, um sich ein Lotterielos zu kaufen. Er hatte kein Dach über dem Kopf und musste auf der Straße leben. Er merkte sich die Losnummer und versteckte das Lotterielos in der Bambusstange, die er zum Heben und Tragen schwerer Lasten benutzte. Als die Gewinnzahl gezogen wurde, wusste er, dass er gewonnen hatte.

In diesem Moment war er sehr glücklich und dachte, er brauche nicht länger zu arbeiten. Also ging er ans Meer und warf die Bambusstange weg. Als er den Preis in Empfang nehmen wollte, wurde er aufgefordert, das Gewinnlos zu zeigen.

Geschockt realisierte er, dass das Los noch in der Bambusstange versteckt war. Er eilte zum Meer zurück, aber die Bambusstange war bereits verschwunden. Daran zerbrach er. Er wurde verrückt und war nicht mehr fähig zu arbeiten.

Dies geschah zu der Zeit, als die Ideologien des Kosmopolitismus und des Kommunismus in China Einzug hielten. Viele junge Menschen bewunderten die Idee des Kosmopolitismus und widersetzten sich dem Nationalismus. Sun Yatsen hingegen betonte die Bedeutung des Nationalismus, indem er die Geschichte des Arbeiters als Analogie benutzte.

Er sagte: „Wenn das Lotterielos wie der Kosmopolitismus ist, der einem großes Glück bringen kann, dann ist die Bambusstange wie der Nationalismus, der als Werkzeug für den Lebensunterhalt dient. Den Nationalismus aufzugeben, ist wie den Bambusstock wegzuwerfen. Wir könnten nicht nur unsere Stellung in der Welt verlieren, sondern auch unseren ursprünglichen Besitz nicht behalten.“

Inspiration

Nachdem Sun Yatsen sein Studium abgeschlossen hatte, hätte sein Professor ihn als Beamten vorschlagen können. Sun Yatsen entschied sich jedoch gegen diese Möglichkeit und widmete sich der politischen Revolution, um die korrupte Qing-Dynastie zu stürzen.

Sun Yat-sen (seated on right) and Chiang Kai-shek. (Image: Wikimedia / CC0 1.0)

Einer der Gründe für diese Entscheidung war, dass er während seines Studiums in Hongkong (damals eine Kolonie Großbritanniens) schöne Gebäude und saubere Straßen sah, die in starkem Kontrast zu seiner Heimatstadt Guangzhou standen. Außerdem gab es in Hongkong wenig Kriminalität, während die Menschen in Guangzhou Waffen mit sich herumtragen mussten, um sich vor Räubern zu schützen.

Während der Zeit des chinesisch-französischen Krieges standen viele Chinesen in Hongkong auf und protestierten mit Streiks. Dies zeugte vom patriotischen Geist und der nationalen Einheit, was einen großen Kontrast zur korrupten Regierung jener Zeit darstellte. Sun war also sehr inspiriert und hielt die Idee der Revolution hoch.

Er verstand, dass die öffentlichen Medien eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung seiner revolutionären Prinzipien und Ideale spielten, und so gründete er 1899 zusammen mit Chan Siu-bak die Zeitung China Daily. Die Zeitung wurde zu einem mächtigen Instrument für die Verbreitung der Revolution. In der Zwischenzeit nahm er Hongkong als Basis für die Beschaffung von Geldern und den Aufbau der Revolutionsorganisation und versuchte, einen Aufstand auszulösen und Guangzhou zu übernehmen.

Obwohl die ersten paar Aufstände scheiterten, spendeten die Menschen in Hongkong viel Geld zur Unterstützung der Revolution und legten damit eine gute Grundlage für den endgültigen Aufstand, der das Regime erfolgreich stürzte.

Auch heute ist Hongkong wieder das Zentrum des Umdenkens, im aktuellen Fall für die Demokratiebewegung und gegen die Übernahme der totalitären Politik von Festlandchina, dessen Ausgang sich in Zukunft zeigen wird. 

Quellen/Referenzen:

englische Nspirement (ergänzt von A.H.)

  • Patricia           Buckley Ebrey: Cambridge Illustrated History. China (2. Ausg.) 2010,      Cambridge University Press, NY
               
  • Helwig            Schmidt-Glintzer: Das neue China. Von den Opiumkriegen bis heute
               
  • Thoralf            Klein: Geschichte Chinas. Von 1800 bis zur Gegenwart
               
  • Johannes       Chang: Sun Yat-sen. JCSW 1 (1960): 179-194 (Link)

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